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Offener Brief an Herrn Blocher

Antwort Herr Blocher von 10.10.2011

 

Sehr geehrter Herr Blocher,

Ich schreibe Ihnen diesen offenen Brief aus verschiedenen Gründen und weil ich einige Zufälle entdeckt habe, die für mich stimulierend und voll guter Perspektiven sind.

Der erste Grund ist eher scherzhaft. Ich habe gesehen, dass Sie Kandidat Nummer 1 der Liste Nummer eins für die Nationalratswahlen sind. Und ich bin mit meinem Familiennamen Zucchetti der letzte Kandidat der letzten Liste, der Nummer dreißig! Wir sind sozusagen Alpha und Omega dieser Wahl, der Anfang und das Ende; die beiden Kandidaten, die auf der Liste am weitesten voneinander stehen und auch geografisch weit weg voneinander sind, da Sie in Herrliberg wohnen und ich in Massagno, im Tessin.

Aber es gibt auch Sachen, die uns vereinen: wir sind beide am 11. Oktober geboren, sind Unternehmer und wir beide sind Schweizer, die die Gesamtheit unserer Nation in Bern vertreten möchten. Genau aus diesem Grund kandidiere ich für den Nationalrat in Zürich und für den Ständerat im Tessin auf der Liste vicinanza.ch. “Vicinanza” ist der alte Name der Patrizier, und diese heißen so, weil jeder Vicus (Gemeinschaft freier und unabhängiger Menschen) seine eigenen Verwalter wählte, die für die gemeinschaftlichen  Güter verantwortlich waren. “Vicinanza” (verstanden als Nachbarschaft und Mitenand) ist einer der grundlegenden Werte unserer Konföderation.
Als Softwareunternehmer arbeite ich in einer neuen Realität, die aus körperlosen Produkten besteht, und praktisch ohne Grenzen ist. Als Schweizer bin ich aber mit meiner Heimat, mit meinen Traditionen und meinen Leuten verbunden und frage mich schon seit langem, was wir machen können, damit die Kräfte der globalisierten Welt und die unserer Welt konfliktfrei aneinander vorbeikommen. Und ich bin zum Schluss gekommen, dass es unvermeidlich ist, Nachbarschaft auf moderne Art zu leben. Im Dokument „Veränderungen als politische Verantwortung“ habe ich diese Gedanken gesammelt und 21 strukturelle und praktische Lösungen aufgeführt, in denen es unter anderem z.B. darum geht, die Steuererklärung zu vereinfachen, die Krankenkassenprämien neu zu berechnen und Personen, die von der Arbeitswelt ausgeschlossen worden sind, neue Wertschätzung entgegen zu bringen sowie um Verwaltungsstrukturen mit mehr Bürgernähe

Lieber Herr Blocher, wir beiden sind die Kandidaten, die auf der Liste für die Nationalratswahl am weitesten voneinander entfernt sind. Und wenn die virtuelle Distanz auch bleibt, die materielle Distanz lässt sich leicht überbrücken... Es würde mich wirklich freuen, mit Ihnen praktische Lösungen zu diskutieren, wie die, die ich oben angetönt habe und deshalb lade ich Sie als guter Nachbar und Tessiner Gastgeber in unserer gemeinsamen Heimat zum Mittagessen ein (eventuell um auf unseren Geburtstag anzustoßen). Wählen Sie selber, ob in Lugano, der fantastischen Terrasse am See, oder in unserer Wirtschaftshauptstadt Zürich.

Bis bald! Mit freundlichen Grüßen,

Domenico Zucchetti, Massagno

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